Winterarbeit

Refit 2021/22 – das Rigg

Das Rigg war unsere größte Unbekannte und zugleich auch unsere langwierigste Baustelle. Seit die Masten nicht mehr auf dem Boot standen, waren Segel, Persenninge, laufendes und stehendes Gut in einem Verschlag auf dem Werftboden gelagert – trocken, sicher und weit außerhalb unseres Fokus.

Im Dezember 2021 kamen wir endlich dazu alles zu sichten und am liebsten hätten wir gleich alles wieder weg gesperrt.

Die großenteils handgenähten Segel wanderten zum Segelmacher und dieser befand sie als sehr gut, es waren lediglich einige Nähte zu erneuern. Die Persenninge wurden gewaschen und neu imprägniert, das laufende Gut musste erwartungsgemäß erneuert werden.

Leider machte das stehende Gut auch keinen so guten Eindruck mehr, und so nahm Robbi alles mit in die Firma zur Begutachtung, das Resultat: vieles musste neu! Da wir uns mit mit dem Spleißen von Drähten damals noch nicht auskannten, gaben wir die Arbeiten in Auftrag und kümmerten uns erst mal um das laufende Gut.

Mit allen Fallen, Schoten, Flagg- und Reffleinen mussten wir über 800m Tauwerk kaufen, gut dass es alles als Rollenware gibt. Im Frühjahr 2022, immer wenn abends etwas Zeit war, wurden einzelne Taue erneuert – gespleißt und betakelt.

Zu Ostern waren wir eigentlich bereit für das Stellen der Masten, leider hatte uns der Rigger versetzt – die Drähte für die neuen Wanten lagen, größtenteils unbearbeitet, in seinem Garten. Glücklicherweise fand Robbi über seine Kollegen Kontakt zu einem anderen Rigger, der die Arbeiten zwar nicht alleine durchführen, Robbi aber anleiten konnte. Den halben April lernte Robbi also nach der Arbeit die verschiedenen Drahtspleiße, das Bekleeden und alle anderen Fähigkeiten, damit er unser stehendes Gut selber erneuern konnte.

Mitte Mai 2022 war dann endlich alles fertig, und wir konnten die Drähte wieder an die See bringen – unser Auto stinkt heute noch nach Wurzelteer.

Bis wir die Masten stellen konnten, gab es aber immer noch einiges zu tun: Die verbliebenen Drähte des Originalriggs mussten überarbeitet und die Masten final zusammengebaut werden. Leider fiel uns erst jetzt auf, dass die neuen Positionslaternen eine ebene Rückseite haben, also mussten wir schnell noch ein paar Fundamente aus Eiche bauen.

Am 27. Mai 2022 war es dann endlich soweit, trotz anfänglichem Nieselregen und Starkwind verholten wir INGEBORG zum Mastkran, und schneller als wir dachten, standen beide Masten. Es war ein tolles Gefühl, zum ersten Mal die Nationale am Besan zu setzen – jetzt war INGEBORG schon fast wieder ein richtiges Segelboot.

Um es uns beim ersten Mal etwas einfacher zu machen, hatten wir nahezu auf das komplette laufende Gut verzichtet; lediglich das Groß- und das Besanfall hatten wir schon installiert – damit ging es dann für mich die Masten rauf und runter: Die Kabel und Flaggleinen mussten an den Wanten befestigt werden und an einige der anderen Beschläge kam ich auch noch heran. Für den Rest des laufenden Guts ging es noch einmal zum Mastkran und mit dem Bootsmannstuhl nach oben.

Am Ende des folgenden Wochenendes hatten wir fast alles fertig für die Segel. Mit Jochen, der INGEBORG 2012 das letzte Mal auf- und abgetakelt hatte, verabredeten wir uns für den 11. Juni 2022 – aus dem Hausboot INGEBORG sollte endlich wieder das Segelboot INGEBORG werden.

Endlich war Land in Sicht! Nachdem die Segel angeschlagen waren, blieben nur ein paar Restarbeiten, dann konnte es am 18. Juni 2022 endlich nach Wackerballig gehen!

2 Kommentare

  • Hans-Georg

    Ich sehe schon, ihr lasst Ingeborg ebenso viel Liebe, Aufmerksamkeit und Fürsorge angedeihen, wie es bei Lotte der Fall war.
    Ich wiederhole mich sicherlich, aber ich bin immer wieder beeindruckt von euren Fertigkeiten. Gibt es eigenlich irgendwas, woran ihr euch nicht wagt?

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