Winterarbeit

Refit 2021/22 – an Deck

Die Arbeiten an Deck teilten sich grob in drei Abschnitte auf. Im ersten Teil, der vor allem noch im Herbst 2021 in der Werfthalle stattfand, wurden die Beschläge abgebaut, das Deck geschliffen und grundiert sowie die ersten Lagen Lack auf die Lønning gebracht. Danach wurde ein Teil der Beschläge gleich wieder montiert – sobald das Boot wieder im Wasser lag, sollten nicht nur alle Teile für die kommenden Monate ausreichend Witterungsschutz erhalten, das Boot musste auch anständig vertäut werden können.

Leider währte die Freude über die Grundierung auf dem Deck nicht lange, denn kurz vor Weihnachten waren plötzlich überall auf dem Vorschiff Blasen zu sehen. Wir können uns bis heute keine Ursache für diese Blasen vorstellen, denn sie bildeten sich zwischen dem Holz und dem alten Anstrich – ein Bereich, auf dem die Farbe seit Jahren gehalten hatte. Uns blieb nichts anderes übrig als auf dem Vorschiff alles wieder ab zu schleifen. Dieses Mal begnügten wir uns aber nicht damit, die alte Farbe nur an zu schleifen, wir holten sie komplett runter. Danach wurde das Deck mit IMP imprägniert und wieder neu grundiert – dieses Mal hielt die Farbe.

In der zweiten Phase ging es in und an das Cockpit. Die letzten Jahre war INGEBORG als Hausboot genutzt worden und dafür war nicht nur das Rigg runter, sondern auch eine Hütte auf das Boot rauf gekommen. Diese verband Cockpit und Niedergang, so dass man auch bei schlechtem Wetter draußen sitzen und trockenen Fußes ins Boot gelangen konnte.

In den ersten Wochen und Monaten war das Cockpit unser Werkzeug- und Materiallager, und als wir es dann frei räumen mussten, wussten wir gar nicht, wohin mit all dem Kram.

Während der Zeit, in der unter Deck fleißig Farbe aufgebracht wurde, konnten wir auch das Cockpit von innen schleifen und lackieren.

Im Frühjahr war es dann soweit: Die Hütte kam runter und INGEBORG bekam ihr Gesicht zurück!

Jochen, der ehemalige Besitzer der Bootswerft Toft, hatte alles so konstruiert, dass keine Teile vom Schiffskörper beschädigt wurden – „nach ein paar Stunden Arbeit bleiben nur ein paar Schraublöcher übrig“, war seine Aussage.

An einem stürmischen, und leider anfangs auch regnerischen, Tag war es dann soweit: Mit einer Säge machte Jochen sich an seinem Werk zu schaffen.

Nach kurzer Zeit konnten wir uns an die Pier verholen, dort hoben wir die ganze Hütte als ein Teil mit einem Gabelstapler von Bord – jetzt hatte Robbi, der INGEBORG noch nie ohne diese Konstruktion gesehen hatte, endlich den ersten richtigen Eindruck von unserem neuen Boot.

Übrig waren nur noch ein paar Leisten am Boot und die untersten Zentimeter der Hütte, diese galt es nun in Handarbeit zu entfernen. Am Ende des Tages lag unsere Dicke, von allen Altlasten befreit, vor uns – was für ein Anblick!

Als wir nach dieser Arbeit das Boot wieder an seinen Liegeplatz verholen wollten, fragte Norman, der jetzige Werftbesitzer, ob wir das per Hand oder mit Maschine machen wollten. (Mit der Hütte konnte man das Boot nicht steuern und so war eine Fahrt aus eigener Kraft die letzten Jahre leider nicht möglich.) Anstatt zu antworten holte Robbi die frisch lackierte Pinne und dann ging es bei eisigen Temperaturen, aber herrlicher Abendsonne zum ersten Mal auf See.

Mit dem Frühling wurden die Tage länger und wärmer, jetzt begann die dritte Phase der Arbeiten an Deck: draußen lackieren.

Zuerst wurden die Reste der Hüttenkonstruktion beseitigt, mehr als ein paar Schraublöcher und etwas Dichtmasse waren tatsächlich nicht mehr übrig, dann wurden Kajütdach, Aufbau, Deck und Schanzkleid (von innen) geschliffen und grundiert.

Das Kajütdach, sowie einige abgesetzte Teile, wollten wir unbedingt in der Originalfarbe Marstalgrün lackieren. Das „echte“ Marstalgrün ist eine Leinölfarbe, aber aufgrund ihrer langen Trocknungszeit wollten wir lieber einen Bootslack nutzen, der ist nach wenigen Stunden staubtrocken. Beim Bootsservice Behnke fanden wir eine Möglichkeit uns diesen mischen zu lassen. Die Firma mischt Bootslacke nach dem Natural Colour System und Marstalgrün entspricht etwa NCS S 2040-G30Y.

Gerne hätten wir für die weißen Flächen an Deck auch den WERDOL Coasterlack genommen, aber die Trocknungszeit ist einfach viel zu lang. Selbst bei über 10Grad braucht dieser Lack einen ganzen Tag um nur staubtrocken zu werden, das ist für den Einsatz im Außenbereich leider ungeeignet. Von daher entschieden wir uns für SIGMARINE 49, vom gleichen Hersteller wie unsere Grundierung. Der Lack ist nach spätestens drei Stunden staubtrocken und hat dazu ein unbegrenztes Überstreichintervall – in der Berufsschifffahrt muss eben alles etwas schneller gehen.

Die vorerst letzten Lackarbeiten wären das Auftragen der grauen Antirutschfarbe (Interdeck) und die finale Lackierung der Lønning gewesen, dann tauchten aber ein paar Fehler auf, und an die Stellen mussten wir nochmal ran – die Arbeit ist eben nie zu Ende.

Den Abschluss der dritten und letzten Phase der Arbeiten an Deck bildete die Montage der Beschläge, der frisch überholten Winschen und der Namensschilder – danach fehlte fast nur noch das Rigg.

Die Arbeiten an Deck zogen sich fast über die gesamte Refit-Zeit. Da wir uns zu dieser Zeit (am Ende haben wir knapp 2.500 Arbeitsstunden zwischen Oktober 2021 und Mai 2022 in INGEBORG gesteckt) bei Freunden und Familie ziemlich rar gemacht hatten, bekamen wir im Frühjahr viel Besuch an Bord, alle wollten unser neues Projekt kennen lernen.

An den Feiertagen wurde INGEBORG dann zum Ausflugsdampfer und wir gewannen die ersten Eindrücke von Hafenmanövern mit den 12 Tonnen unserer Dicken.

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