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Refit 2021/22 – die Elektrik

Am ersten Abend an Bord – wir hatten INGEBORG gerade erst übernommen und statteten ihr mit LOTTE einen Besuch ab – stellten wir fest: abends ist es unter Deck zu dunkel! Im Salon gab es nur im vorderen Teil Lampen, am gemütlichen Ofen musste man im Schein der Petroleumlampe lesen. Für uns stand also fest, dass wir im Salon mindestens zwei weitere Leuchten benötigen, und neben dem Austausch der Navigationselektronik war das die einzige geplante Arbeit an der Elektrik.

Leider holt einen die Realität oft schneller ein, als einem lieb ist; bei uns war das in dem Moment, in dem ich die dänische 230V-Steckdose an der Pantry durch eine Schuko-Dose ersetzen wollte. Schon beim Öffnen bröselten uns Teile der korrodierten Litze entgegen, und es war sofort klar, dass man an dieses Kabel keine neue Steckdose installieren durfte.

In den beiden weiteren Steckdosen (vor der Koje und neben der Toilette) sah es nicht viel besser aus und daher war klar: Es mussten nicht nur die alten Steckdosen, sondern auch die Kabel getauscht werden.

Der Startpunkt aller Leitungen war ein rostiger Kasten im Maschinenraum, der, im Gegensatz zur 12V-Verteilung im Salon, auch von innen mehr als verrottet aussah.

Schnell war uns Folgendes klar:

  • der komplette Landanschluss muss neu
    • ein neuer Sicherungskasten
    • Ausführung nach aktueller Norm
    • galvanische Trennung zwischen Land und Boot
  • die komplette 230V Verkabelung muss ausgetauscht werden
  • im Zuge der Arbeiten werden die Steckdosen umgelegt und neue kommen dazu

Die benötigten Bauteile waren schnell besorgt, und während der neue Landanschlusskasten in der Werkstatt langsam Form annahm, wurden im Motorraum die nun leeren Wände lackiert – dann konnte der Einbau beginnen.

Als erstes verlegten wir die neuen Kabel durch das Boot, alle 230V-Leitungen (Typ: H05VV-F 3G2,5) laufen in eigenen Kabelkanälen, getrennt von den Leitungen der Kleinspannung. Danach ging es an die Steckdosen:

  • Die Steckdose am Niedergang wurde entfernt, an ihre Stelle traten zwei Aufputzdosen in der Pantry und eine am Kartentisch.
  • Die Aufputzdose vor den Kojen wurde in in ein Ecke verlegt und eingelassen, der Dose neben der Toilette erging es ähnlich.
  • Zusätzlich wurde eine Steckdose im Salon installiert.

Alle Steckdosen liegen so, dass sie möglichst „unsichtbar“ sind. Unser Ziel war es, den Charakter eines Traditionsschiffs ohne zu viel moderne Technik möglichst zu erhalten.

Nachdem alles vorbereitet war, konnten die neuen Elemente im Maschinenraum installiert werden.

Wenn man schon einmal dabei ist, dann macht man natürlich Nägel mit Köpfen, und so wurde der Rest der Elektrik im Motorraum auch ausgetauscht:

  • In den Jahren, in denen INGEBORG nur als Hausboot genutzt wurde, gab es keine Verbraucherbatterie mehr an Bord – nach einigem Nachdenken installierten wir eine 200Ah LiFePO4, die zwar teurer aber wesentlich kleiner und vor allem leichter als andere Akkutypen ist.
  • Das alte Ladegerät wurde durch ein modernes von Philippi ersetzt, dieses kann auch unsere neue Verbraucherbatterie optimal laden.
  • Für die Ladung mit der Lichtmaschine wurde ein elektronischer Laderegler eingebaut, der wesentlich effizienter als die früher oft verwendeten Trenndioden arbeitet.
  • Alle Leitungen wurden neu gezogen.
  • Es wurden Hauptschalter und Vorsicherungen eingebaut.

Wenn man schon mal alles neu macht, neue Kabelkanäle und Leitungen durch jede Ecke vom Boot zieht, dann macht man keine halben Sachen – parallel zu den 230V-Leitungen ersetzten wir auch die 12V-Leitungen.

Während der archaisch anmutende Sicherungskasten neben dem Kartentisch mit super Klemmleisten durchaus weiter zu nutzen war, trugen die Leitungen sichtbar die Spuren von Korrosion.

Neben neuen Leitungen für die Beleuchtung, den Kühlschrank, die Navigationselektronik und die Positionslaternen kamen auch welche für USB-Ladebuchsen und spätere Ausbaupläne dazu.

Jetzt konnten wir uns auch endlich der Beleuchtung widmen. In der Koje, auf der Toilette und in dem kleinen Durchgang blieben die klassischen Leuchten von CABIN. Auch wenn diese schon etwas angelaufen sind, so gehören sie einfach zum Boot, und wir werden in den kommenden Jahren ihre Halogenbirnen einfach durch LED ersetzen. Da wir aber die hässlichen sichtbaren Kabelführungen der Voreigner nicht leiden mochten, bekamen alle Lampen einen lackierten Sockel aus Eiche, diese verdecken die Kabelführung und werten die alten Leuchten sichtbar auf.

Im Salon installierten wir zwei Arten von Beleuchtung: In den Sitzbereich um den Tisch kamen in alle vier Ecken Wandleuchten von PREBIT. In Ihrer Form ähneln sie den alten Lampen von CABIN, aber mit ihrem Glasschirm haben sie nicht nur einen moderneren Look, sondern leuchten den Raum auch wesentlich besser aus. Dazu kommt eine besondere Technik der LED-Leuchten, Prebit nennt diese „dim2warm“ – je stärker man die Helligkeit dimmt, desto wärmer wird der Farbton des Lichts.

Die gute Ausleuchtung ist für uns besonders wichtig, denn eigentlich sind alle Lampen zu niedrig angebracht, und daher brauchen sie einen weiten Lichtkegel. Die Installationshöhe ist aber durch die Konstruktionsweise des Schiffs vorgegeben, sie spiegelt die maximale Höhe wieder, auf der man das Kabel von hinten und damit unsichtbar an die Lampe führen kann.

Am Kartentisch und in der Pantry wurde ebenfalls ein Produkt von PREBIT installiert, dieses Mal aber eine Schwanenhalsleuchte. Durch den langen Hals bietet sie nicht nur eine enorme Flexiblität, man kann sie auch so installieren, dass wieder kein Kabel zu sehen ist – der Fuß kann tief sitzen und trotzdem kommt das Licht von oben.

Für Fahrten bei Nacht sind diese Leuchten von Weiß- auf Rotlicht umschaltbar.

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