Refit 2021/22 – unter Deck
Die Substanz von INGEBORG ist perfekt, was soll man von einem so jungen Boot auch anderes erwarten? Dreißig Jahre Nutzung haben aber auch ihre Spuren hinterlassen und so stand unter Deck vor allem eine kosmetische Renovierung an. Der ehemals glänzende Klarlack war an den meisten Stellen zwar etwas duff aber durchaus noch gut, so entschieden wir uns nur den Boden und die Wände zu lackieren. (Die Decke im Salon ist zwar auch nicht mehr so frisch, aber sie wurde vor dem Einbau lackiert – so eine gleichmäßige Farbschicht bekommen wir zwischen den Deckenbalken nicht hin.)
Sobald INGEBORG nach der Werftliegephase wieder im Wasser lag, begannen für mich die Arbeiten im Schiff – Robert kümmerte sich an Land um die Masten. Die Schwierigkeit bestand darin, dass wir morgens und abends im Salon sitzen, essen und leben wollten, während tagsüber alles eine einzige Baustelle war. An den ersten Wochenenden schlief auch Lars noch im Salon, während er tagsüber an seinem Boot in der Werfthalle arbeitete.
Um Weihnachten hatte ich drei Wochen frei, während Robbi nur die Tage zwischen den Jahren hatte – jetzt war Gelegenheit zum Rundumschlag! Ich verkleinerte meinen Lebensraum auf den Bereich der Koje, essen konnte ich auch an Land in der Werft, und dann ging es los. Bevor Robbi zurück nach Hamburg fuhr, flogen die alten Lampen und Bilder raus, dann kamen alle Teile des Fußbodens in die Werfthalle.
Das Schleifen der Teile ging fast so schnell wie das Abkleben, dann wurden die Pinsel geschwungen. Meine Tage begannen mit den Arbeiten an Bord, dann konnten die Lacke über den Tag abdunsten und trocknen. Alle weißen Flächen wurden ähnlich wie unser Rumpf behandelt: zwei Anstriche SIGMA Grundierung und ein Endanstrich WERDOL.
Nachmittags ging es dann an den Kajütboden. Dieser bekam auch die beiden Lagen Grundierung, danach folgten aber zwei Antriche WERDOL, denn wir hatten uns für einem Blauton entschieden und wollten genug Deckung über der weißen Grundierung erhalten. Im Gegensatz zum Weiß außenrum sollte der Boden auch nicht hochglänzend werden – mit etwas GELOMAT wurde der Lack schön seidenmatt.
Nach einer knappen Woche waren die Arbeiten geschafft, und alles konnte über Weihnachten in Ruhe trocken. Die Zeit war auch nötig, denn am 23. Dezember fiel die Temperatur auf knapp -10Grad, und am Morgen war das ganze Boot mit einer leichten Schneedecke überzogen. Der Weg über das eisglatte Deck war gar nicht so einfach, und ich war froh, als ich endlich im warmen Auto zurück nach Hamburg saß.
Zwischen den Jahren waren wir wieder zusammen an Bord, und schon am 2. Weihnachtstag ging es sofort wieder los. Zuerst wurden die Reste der Klebebänder entfernt, dann wurde gesaugt und geputzt. Bevor wir aber wieder alle Teile an Bord brachten, wurde der Rumpf von innen neu konserviert.
Viele Holzboote sind von innen mit irgendeiner Form von Leinöl gestrichen – die ganz alten sogar mit Leinöl-Bleimennige. Das Öl dringt gut ins Holz ein und konserviert die Oberfläche, leider ist es aber schichtbildend. Während diese Eigenschaft in den meisten Fällen durchaus gewünscht ist, hat sie aber doch einen entscheidenden Nachteil: vor einer Neubehandlung muss man schleifen. Da der Rumpf von innen keinerlei mechanischer- oder gar UV-Belastung ausgesetzt ist, kann man dort sehr gut mit einem Öl arbeiten, das keine Schicht bildet – dadurch kann man diese Behandlung ohne weitere Vorarbeiten jederzeit wiederholen. Die Voreigner hatten zu diesem Zweck Weißöl, ein hochreines Mineralöl, verwandt; mit diesem Öl tränkten wir alle Planken von innen.
Viel Zeit hatten wir nicht, denn wir wollten Silvester mit einem Freund an Bord feiern, und da sollte alles zumindest nutzbar sein. Die wenigen Tage waren also lang und abends fielen wir todmüde in die Koje.
Zum Jahreswechsel gönnten wir uns dann zwei freie Tage, vorher wurde aber alles noch etwas wohnlicher gemacht: Die Bücherregale kamen wieder an die Wände und wurden befüllt, das Marstal-Panorama durfte wieder an seinen angestammten Platz und auch für unsere alte Dame fanden wir einen Ehrenplatz.
In der ersten Januarwoche, wieder allein an Bord, zog ich von der Vorkoje in den Salon, jetzt war dort genug Raum für ein paar Farbarbeiten.
Natürlich waren das längst nicht alle Arbeiten, die in der Refit-Phase unter Deck stattfanden; aber für die Elektrik und den „Kleinkram“ wird es eigene Berichte geben.
Ein Kommentar
Hans-Georg
Es sieht sehr hyggelig aus an Bord.