Technik,  Winterarbeit

Refit 2021/22 – Plan und Wirklichkeit

Wer zum Herbst ein Boot übernimmt, vor allem eins, dass in den Jahren zuvor vor allem als Hausboot genutzt wurde, startet nicht mit dem Segeln, sondern mit den Winterarbeiten.

Für uns war es nicht neu das Auto voller Werkzeug und Material zu laden, aber die letzten 20 Jahre hatten wir unsere eigene kleine Werft fast um die Ecke; jetzt mussten wir doch etwas mehr planen. Unser erster Winter mit INGEBORG begann in dem Moment, in dem wir LOTTE an ihren neuen Eigner übergeben hatten und folgendes war geplant:

  • Das Boot sollte aus dem Wasser, damit Unterwasserschiff und Rumpf neu lackiert werden konnten.
  • In der Zeit außerhalb des Wassers sollte der neue Echolot-Geber verbaut und die Löcher des alten verschlossen werden.
  • Die weichen Stellen im Deck sollten beseitigt werden.
  • Lönning, Skylights, Beting und Handläufe sollten wieder klar lackiert werden.
  • Die Masten, Gaffeln und Bäume sollten überarbeitet und lackiert werden.
  • Das laufende Gut sollte ersetzt werden.
  • In der Kajüte sollten der Boden und die Wände neu lackiert werden.
  • Der Motor sollte einen Ölwechsel bekommen.
  • Aus dem Hausboot sollte wieder ein Segelboot werden.

Bei bestem Wetter starteten wir mit den ersten Arbeiten noch am Liegeplatz im Wasser, dann ging es für drei Wochen in die Halle. In diesen drei Wochen wollte Robert beim Boot bleiben, ich sollte ihn dann an den Wochenenden unterstützen.

Die Dicke war schnell gekrant und das uns noch unbekannte Unterwasserschiff sah sehr gut aus. Es war alle zwei Jahre durch die Werft gestrichen worden. Unser Plan sah nun vor alle Unebenheiten zu beseitigen und den kompletten Bereich mit einer einheitlichen Beschichtung zu versehen.

Entgegen unseren Annahmen sind wir nur an wenigen Stellen bis auf das Holz gekommen und daher blieben von den 20 Litern Chlorkautschukprimer (SIGMA VIKOTE 18) fast 15 Liter übrig.

Auf den Primer folgten dann drei Anstriche Antifouling (SEAJET Professional 032). Dieses Produkt war auch vorher auf dem Unterwasserschiff und hat dort perfekt funktioniert. Auf LOTTE hatten wir in den letzten Jahren das SEAJET 033 verwendet und auch dieses hatte immer zuverlässig vor Bewuchs geschützt.

Der Rumpf war vorher mit Epifanes Mono-Urethan Lack gestrichen, dieser war uns aber zu teuer und daher haben wir uns für eine Vorstreichfarbe von SIGMA und einen Lack von Werdol entschieden. Diese Grundierung (SIGMA 40 Undercoat) hat den großen Vorteil, dass sie teerverträglich ist und damit auch über den vergossenen Plankenstößen ohne Verfärbung genutzt werden kann.

Nach 2 Lagen Grundierung folgte eine Schicht Werdol Coasterlack. Dieser hochglänzende und vor allem robuste Farblack hat nicht nur eine hohe Deckkraft und eine gute Wetterbeständigkeit, er ist vor allem angenehm zu verarbeiten. Leider hat er eine verhältnismäßig lange Trockenzeit, was ihn für eine Applikation im Freien eher ungeeignet macht.

Ein weiterer Grund für die geplante Werftliegezeit waren Arbeiten am Deck. An drei Stellen war Wasser durch die Nähte in die Decksfugen gedrungen und während die Lärche sich davon an den meisten Stellen relativ unbeeindruckt zeigte, war die Eiche überall weich geworden.

Leider wurden aus den drei bekannten Stellen doch ein paar mehr, und auch der Beting war in Mitleidenschaft gezogen.

Gemeinsam mit Norman, dem Besitzer der Werft, entschieden wir den Beting zu reparieren und nicht zu ersetzen. Zum Einen ist heute ein so großes Stück Eiche in dieser Qualität kaum noch zu bekommen, zum Anderen haben wir auch auf LOTTE möglichst probiert zu erhalten.

Die Demontage hat Robert einiges abverlangt, während der Bolzen am unteren Ende noch einigermaßen willig war, halfen beim oberen am Ende nur noch Gewalt und Geduld. Immer die Alternative das Deck öffnen zu müssen vor Augen, ackerte Robert bis weit nach Mitternacht und endlich hing der Beting am Kettenzug.

Auch an Deck ging es mit den Arbeiten voran, natürlich tauchten im Laufe der Tage immer weitere Problemstellen auf.

Nachdem alle, zumindest uns damals bekannten, Problemstellen repariert waren, wurde das Deck erst mit IMP tiefenimprägniert und anschließend weiß grundiert. Die Endanstriche für das Deck und das Schandeck sollten erst im Frühjahr erfolgen.

Der Propeller wurde von alten Farbschichten und Kratzern befreit, danach geprimert und mit einem Propeller-Antifouling versehen.

Bevor wir wieder zu Wasser konnten, mussten nicht nur alle Beschläge wieder montiert werden, es folgte auch der Streifen im berühmten Rot der dänischen Post.

Während der ganzen Werftzeit blieb INGEBORG von innen unangetastet, wir brauchten ja einen Platz zum Leben.

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