Törns

Sommertörn ’24 – I

Ein neuer Motor, ein frisch glänzendes Boot und dann 4 Wochen Zeit – der Sommertörn 2024 stand unter den besten Voraussetzungen. Wie schon in den vergangenen Jahren (auf Ingeborg und Lotte) wollten wir uns auch in diesem Jahr nur auf den Törn konzentrieren und den Blog erst im Nachhinein führen; wobei dieses „Nachhinein“ ein sehr dehnbarer Begriff ist.

Zum ersten Mal wollten wir auch nicht nur zu zweit segeln, die erste Woche sollte einer unserer besten Freunde mit dabei sein, und so ging es am Freitag, dem 16. August, zusammen mit Daniel und seinem Reise-Begleit-Teddy Hjalmar nach Wackerballig.

Daniel war schon ein paar Mal mit uns auf Ingeborg. In jedem Jahr, seit wir unsere Dicke haben, war er zu Besuch, sei es unter Segeln, bei unserem Motorschaden auf See oder den Winterarbeiten in Dänemark; egal wann, wie oder wo – auf Daniel ist immer Verlass.

Gemeinsam war Ingeborg dann schnell und gut beladen – bereit für unseren zweiten richtigen Sommertörn mit ihr!

Tag 1 – Ein Motortest (17/VIII)

Sommer, Sonne, Flaute – wie so oft in den letzten Jahren beginnt unser Sommer-Segeltörn unter Maschine. Nach dem Frühstück mit Ike (Karin saß leider im HomeOffice) schmeißen wir die Leinen los und setzen Kurs Nord.

Auf dem Weg aus der Bucht planen wir gemeinsam die kommenden Tage und entscheiden uns gegen den Kleinen Belt und für den Alssund – der für die kommenden Tage angesagte Wind soll aus nordwestlichen Richtungen kommen, dann können wir immer noch nach Osten abfallen.

Ohne Wind und Strom können wir unsere neue Maschine gut testen, aber die Erfahrungen aus dem letzten Sommer sitzen noch tief, und so schrecken wir jedes Mal hoch, wenn sich irgendein Geräusch ändert.

Unter Volllast, das Heck liegt dann 20cm tiefer im Wasser, erreichen wir noch 7,2kn. Die versprochene Marschgeschwindigkeit von knapp über 6kn erreichen wir leider nicht; bei 1.600 U/Min laufen wir knapp 5,5kn.

Unter den wachsamen Augen von Hjalmar geht es durch die Brücke in Sønderborg und dann den Alssund nach Norden. Ab Mittag brennt die Sonne vom Himmel, und nördlich von Als ist die See dann spiegelglatt und strahlend blau.

Jeder hat oder findet seine Aufgabe, und während einer steuert, ein anderer Kaffee kocht und der dritte Tagebuch schreibt, schiebt uns unser Spanier mit japanischen Wurzeln weiter durch den dänischen Sommer.

Daniel hat Spaß an Knoten, und so hat er sich die Aufgabe gesetzt, alle Enden unserer Schotbügel mit einem Türkischen Bund zu versehen. Dieser Knoten sieht nicht nur gut aus, er bremst auch den Aufprall, wenn der Schotwagen in einer Wende plötzlich über den ganzen Bügel knallt.

Gesamtstrecke: 34.5 NM
Durchschnittsgeschwindigkeit: 6.11 knots
Gesamtzeit: 06:23:49

Unser Ziel ist Årøsund, wo wir gleich am ersten Brückenkopf einen schönen freien Platz sichten. Das Drehen in dem engen Becken wird zur ersten Herausforderung, aber die Bedingungen sind optimal, und es kommt uns auch kein anderes Boot in die Quere.

Die Schwierigkeit beim Manövrieren ist der Radeffekt (auch als Schraubeneffekt bezeichnet), die Versetzung des Hecks eines Bootes durch die Drehung des Propellers im Wasser.

Während dieser Effekt bei Vorausfahrt nur gering ausgeprägt ist, tritt er bei Rückwärtsfahrt in verstärktem Maß auf. Je nach Schiffstyp und Rumpfform kann er so stark sein, dass das Schiff achteraus trotz hartem Gegenruder einen Bogen entgegen der Ruderlage fährt.

Unser rechtsgehender Propeller dreht im Vorwärtsgang rechtsherum, also im Uhrzeigersinn. Durch das Wendegetriebe dreht er folglich im Rückwärtsgang linksherum, also gegen den Uhrzeigersinn. Ingeborg versetzt also bei Fahrt achteraus nach Backbord.

Das Drehen eines Boots auf engem Raum mit rechtsgängigem Propeller über Backbord führt daher nicht zum Erfolg, in diesem Fall wirken Radeffekt und Ruderlage gegeneinander, so dass das Boot hin und her pendelt, sich aber nicht dreht.

Während die Drehung über Backbord also nicht funktioniert, kann man sich bei einer Drehung über Steuerbord den Radeffekt beim Manöver „Wenden auf engstem Raum“ auch zunutze machen:

  • Zuerst gibt man einen kurzen Schub rückwärts, der Radeffekt zieht das Heck dann nach Backbord.
  • Sobald das Schiff Fahrt rückwärts aufnehmen will, legt man das Ruder hart Steuerbord und gibt einen kräftigen Schub vorwärts, bis der Bug des Bootes nach Steuerbord dreht.
  • Es folgt wieder ein kräftiger Schub rückwärts, bis das Boot Fahrt rückwärts aufnehmen will. Das Ruder kann bis zum Ende des Manövers in seiner Lage bleiben.
  • Dann wieder einen Schub vorwärts geben, bis der Bug des Schiffes nach Steuerbord dreht.

Der Wechsel von Schub rückwärts nach Schub vorwärts und umgekehrt wird so lange wiederholt, bis sich das Boot weit genug gedreht hat. Außer der Drehung bewegt es sich aber ansonsten kaum von der Stelle.

Außer der schönen Aussicht über den Kleinen Belt und der strategisch günstigen Lage haben Hafen und Ort nicht viel Sehenswertes zu bieten: Ein paar verstreut liegende Einfamilienhäuser, die kleine Werft und das 1903 erbaute Årøsund‑Badehotel bilden quasi die Bebauung des klei­nen Ortes.

Im 18. und 19. Jahrhundert war Årøsund eine bedeutende Fährstelle zwischen Assens auf Fyn und den Märkten in Schleswig‑Holstein. Mit der preußischen Inbesitznahme nach dem dänisch-preußischen Krieg von 1864 verlor der Hafen aber schnell seine Bedeutung. Der Fährverkehr nahm nach der Rückführung Nordschleswigs zu Dänemark kurzzeitig wieder zu, wurde aber nach Einführung der Fährlinie Fåborg‑Mommark und dem Bau der Brücke bei Kongebro wieder eingestellt.

Heute fährt nur noch eine kleine Fähre zu der Insel Aarø.

Tag 2 – The same procedure as every year (18/VIII)

Entgegen aller Vorhersagen kommt der Wind aus südlichen Richtungen, und so laufen wir nach dem Frühstück vor dem Wind weiter nach Norden. Bei besten Bedingungen testen wir zum ersten Mal unseren Ausbaumer:

Der Umgang mit dem langen und auch nicht wirklich leichten Stück Massivholz ist nicht gerade einfach, der Effekt auf die Geschwindigkeit aber deutlich zu spüren – Ingeborg läuft schneller und ruhiger. Im Winter müssen wir uns nur ein paar Gedanken bezüglich der Polsterung machen, vielleicht sollten wir die Gabel mit Leder beschlagen.

Vorbei an Brandsø geht es nach Norden, bevor der Wind südlich von Gammel Ålbo plötzlich auf Nordwest dreht und kräftig zunimmt. Hart am Wind rauschen wir Richtung Yachthafen Middelfart und bergen dann hinter Fænø die Segel. Die restliche Strecke bis Fredericia laufen wir unter Maschine.

Kurz vor dem Hafen dann die Überraschung: ein Delfin! Wir hatten uns schon gewundert, warum das Boot vor uns einen Kugelfender hinterher schleppt, aber das imposante Tier, welches einige Kabel vor uns dann immer wieder drüber springt, ist genug Erklärung. (Ein Schweinswal springt nicht aus dem Wasser, nur Delfine zeigen dieses Verhalten.)

Gesamtstrecke: 22.11 NM
Durchschnittsgeschwindigkeit: 4.17 knots
Gesamtzeit: 05:50:49

Einen Liegeplatz zu finden ist nicht ganz einfach, es sind zwar relativ wenige Boote im Hafen, diese liegen aber sehr verschwenderisch, und auch auf helfende Hände hoffen wir vergebens. Erst im zweiten Anlauf gelingt das Manöver, wobei Daniels ruhige Art uns wohl den Abend gerettet hat.

Kaum liegen wir fest, das neue Schild mit den Bootsdaten hängt in den Wanten, und die Segel sind aufgeklart, da kommt Steff schon angeradelt. Ein Sommertörn nach Norden ohne einen Besuch bei ihm ist schon seit langem nicht mehr auszudenken. Seit einigen Jahren legen wir dabei immer im Gammel Havn an, der früher mitten zwischen den Industrie Kajen lag; heute liegt er am Rand eines neuen Stadtviertels, bietet den perfekten Zugang zur Altstadt und ist für uns, als Mitglieder der Træskibs Sammenslutningen, sogar kostenlos.

Ausnahmsweise regnet es bei Steffs Besuch einmal nicht, und so genießen wir die Abendsonne und einen guten Rum im Cockpit, bevor es dann gemeinsam in die Stadt zum Essen geht.

Die Stadt Fredericia wurde 1650 von König Frederik III. gegründet und spielte eine wichtige Rolle in der dänischen Militärgeschichte. Dies wird auch an einer ihrer Hauptattraktionen deutlich, die beeindruckenden Festungsanlagen zählen zu den am besten erhaltenen in Nordeuropa. Ursprünglich erbaut, um die Stadt gegen feindliche Übergriffe zu schützen, können heute Touristen entlang der alten Bastionen und Gräben wandern.

Im Herzen der Stadt liegt der Mindeparken, ein großzügig angelegter Park zum Gedenken an die Gefallenen der Schlacht bei Fredericia im Jahr 1849. Im Zentrum des Parks steht das Denkmal Landsoldaten; es stellt einen dänischen Soldaten dar und erinnert sowohl an den Sieg als auch an die Opfer der Schlacht.

Obwohl Fredericia nicht besonders groß ist, bietet die Stadt eine faszinierende Mischung aus Geschichte, Kultur und natürlicher Schönheit, die jedes Jahr Besucher aus aller Welt anzieht.

Tag 3 – Tag des offenen Boots (19/VIII)

Wir haben uns angewöhnt, das Frühstück im Salon zu genießen, denn zum einen krümelt man dort nicht bis in die Bilge auf die Welle, und zum anderen sitzt man dann noch nicht in der prallen Sonne – denn die knallt draußen schon ganz gut.

Ohne Wind geht es aus dem Hafen und ein kleines Stück über das spiegelglatte Kattegat; unser Ziel ist Bogense.

Vorbei an den vorgelagerten Sandbänken geht es durch die Hafeneinfahrt und dann direkt in den langgezogenen Teil des alten Hafens. Heute läuft das Drehen in dem engen Schlauch schon sehr gut, und auch das Anlegemanöver klappt perfekt.

Gesamtstrecke: 12.42 NM
Durchschnittsgeschwindigkeit: 5.37 knots
Gesamtzeit: 02:37:57

Direkt auf der anderen Seite der kleinen Landnase liegt die Badestelle, und so geht es nach dem Aufklaren erstmal ins Wasser. Bevor wir uns dann in das hübsche Städtchen aufmachen, bekommt Robbi endlich seinen geliebten Brunsviger, ein traditioneller Zuckerkuchen, der mit viel Butter und braunem Zucker gebacken wird.

Unser Spaziergang durch Hafen und Städtchen wird dann aber kürzer als erwartet, denn Dorothea&Alexander wollen auf ihrem Rückweg aus dem Urlaub einen Zwischenstopp bei uns machen. An Bord gibt es also zum zweiten Mal an diesem Nachmittag Kaffee, und gerade als die Rumflasche geöffnet wird, stoppt ein Dinghy neben uns, und der nächste Besucher steckt seinen Kopf über die Bordwand: Olli, ein Freund aus Wackerballig.

Nach der lustigen Kaffeerunde nutzen wir die Gunst der Stunde (und das Auto von Dorothea&Alexander), um das Boot zu betanken – die vielen Stunden unter Motor haben den Inhalt unseres 70l Tanks doch erheblich schrumpfen lassen. Unsere vier Kanister sind aber schnell wieder gefüllt und an Bord verstaut, dann verabschieden sich unsere Besucher.

Das Abendessen gibt es dann auf einer Bank direkt neben dem Boot, mit einem herrlichen Blick auf den Sonnenuntergang über dem Kattegat.

Bogense wird von vielen als das Schmuckstück von Fyn bezeichnet. Die Gründung des verträumten Städtchens ist wahrscheinlich auf Wikinger zurückzuführen, die ihre Beutezüge vom nahegelegenen Harritslevgård aus führten. Stadtrechte bekam Bogense erst 1288 durch König Erik Menved – nach ihm ist der Erik Menveds Kro in der Østergade benannt, es ist das älteste Haus der Stadt, ein Gebäude aus dem 17. Jahrhundert.

1406 wurde die Bogense Kirke auf den Resten der von Königin Margarete I. errichteten Kirche erbaut. Von der ursprünglichen romanischen Kirche sind nur noch zwei hochsitzende Fenster erhalten.

Obwohl die Bucht früher sehr viel weiter ins Land reichte, fehlte der Stadt ein Hafen. Das Ausschiffen war eine mühsame Arbeit, die mit Lastkähnen und Pferdewagen bewältigt wurde. Erst 1844 bekam Bogense einen in seiner Bauart ungewöhnlichen Hafen: Einen 22 Meter breiten und 500 Meter langen Kanal, der bis in die Stadt reicht. Dieser Hafen, mit dem die Bürger schon 1818 begonnen hatten, war die Basis für die Entwicklung zur Seefahrerstadt.

Nach Hafenbau und Eindämmung brachte die Fährverbindung zwischen Klakring, bei Juelsminde, und Bogense die wirtschaftliche Blüte.

Zu den Schattenseiten der Geschichte des Ortes zählt der Ausbruch eines großen Feuers im Jahr 1575. Nur vier Gebäude – darunter die Kirche und das Rathaus – entgingen den Flammen. Die kaum wiederaufgebaute Stadt wurde allerdings 1658 im Schwedenkrieg erneut verwüstet.

Heute zählt Bogense etwa 3000 Einwohner und verfügt über eine moderne, 1976 eingeweihte Marina, die unmittelbar neben dem alten Hafen liegt. Viele gut erhaltene alte Häuser erinnern an die Blütezeit Bogenses im späten Mittelalter. In der Adelgade steht eine Kopie des berühmten Brüsseler Männeken Pis, die Statue eines kleinen Jungen, der pinkelt.

Tag 4 – So geht Segeln (20/VIII)

Für die kommenden Tage ist Sturm aus westlichen Richtungen angekündigt – wie lange er anhalten soll, ist ungewiss. Da Daniel leider nur eine Woche Zeit hat, beschließen wir direkt nach Aarhus zu segeln, Wind und Kurs sind günstig.

Das Ablegen läuft mittlerweile routiniert ab, und kaum sind wir aus dem Hafen, setzen wir auch schon Besan und Fock. Die ersten Meilen kommt der Wind noch relativ schwach und recht achterlich, da hat sich diese Beseglung als sehr gut erwiesen.

Am späten Vormittag dreht der Wind dann etwas günstiger für uns und frischt auch merklich auf – jetzt setzen wir zusätzlich Groß und Klüver.

Wir kommen gut voran und laufen den ganzen Nachmittag bei bestem Segelwetter über 6kn. Während die Küste von Jylland an uns vorbei zieht, erobert das Photomodell Hjalmar immer weitere Plätze an Bord, dann sind wir schon auf Höhe der Stadt.

Gesamtstrecke: 41.15 NM
Durchschnittsgeschwindigkeit: 5.49 knots
Gesamtzeit: 07:55:33

Bevor wir den Hafen erreichen, müssen wir nicht nur den kreuzenden Schnellfähren und einem KüMo ausweichen, wir müssen auch noch durch ein Regattafeld und im auffrischenden Wind die Segel bergen.

Landseitig, kurz hinter der Hafeneinfahrt, liegt der Træskibshavnen Aarhus, wo wir einen guten und hoffentlich sturmsicheren Liegeplatz am Brückenkopf finden.

Nach dem Abendessen kommt Songlines im letzten Abendlicht zwischen den Molenköpfen hervor – Lars&Martin wollen den Sturm auch in Aarhus abwettern und Lars dann dort seinen Crewwechsel machen.

Tag 5 – Von Regenpause zu Regenpause (21/VIII)

Die ersten Böen treffen schon vormittags auf die Masten, aber wir liegen hinter dem bewaldeten und stark ansteigenden Ufer gut geschützt. Wenn es nicht so warm wäre, dann würde man beim restlichen Wetter aber eher an April denken: Sonne und Regen wechseln sich alle paar Minuten ab.

Frühstück gibt es getrennt auf beiden Booten, dann geht es gemeinsam in die City. Dänemarks zweitgrößte Stadt, mit gut 240.000 Einwohnern, widerlegt zwei Dinge: Erstens, dass dänische Gemütlichkeit nur in der Provinz zu finden ist, und zweitens, dass nur die großen europäischen Metropolen das Kulturmonopol besitzen. Der Charme von Aarhus liegt gerade in der Mischung aus beidem – den ländlichen Einflüssen und dem Flair einer Großstadt.

Eine der bekanntesten Attraktionen von Aarhus ist sicher „Den Gamle By“ – das „Alte Dorf“ oder die „Alte Stadt“; es besteht aus 65 historischen und charakteristischen Fachwerkhäusern, die aus ganz Dänemark stammen. Von hier kommt man auch schnell in den botanischen Garten und das Amphitheater unmittelbar nördlich.

Wir laufen aber erstmal ins Zentrum, denn Aarhus ist mehr als „Den Gamle By“ und „Botanisk Have“. Es ist Universitätsstadt, Domstadt, Einkaufsstadt und Kulturmetropole.

Unser erstes Ziel ist der Dom. Die dem heiligen Clemens geweihte Kirche ist mit ihrem 93m langen Kirchenschiff die längste in ganz Dänemark. Sie wurde um 1300 als romanische Basilika erbaut, und um 1400 zu einer gotischen Kathedrale umgebaut. Das Prunkstück im Inneren ist der Flügelaltar des Lübecker Meisters Bernd Notke, der aus einer unglaublichen Anzahl von geschnitzten Figuren besteht.

In unmittelbarer Nähe zum Dom, am St. Clemens Torv, besuchen wir das Wikingermuseum. Bei Ausgrabungen in den 1960er Jahren wurden unter dem heutigen Gebäude der Handelsbank die Überreste eines halbrunden Walls gefunden, mit dem die Wikinger vor 1000 Jahren ihre Gemeinschaft von Handwerkern, Seeleuten und Händlern vor Angriffen schützten. Ein Miniaturmodell des Walls ist in dem kleinen Museum im Untergeschoss der Bank ausgestellt.

Das alte Stadtviertel rund um den Dom, mit seinen engen Gassen, gemütlichen Restaurants, Bars und Kneipen, ist nicht nur ein beliebtes Ziel für Nachtschwärmer, in einem der gemütlichen Cafés finden wir Schutz vor dem Regen .

Zurück an Bord wird gelesen und gechillt, abends gibt es dann auf Songlines ein tolles Fischbuffet unter den neugierigen Blicken einer Kegelrobbe, die durch den Hafen schwimmt.

Leider endet der Abend dann nicht so schön: Beim hastigen Einholen der Flaggen im einsetzenden Regen bleibt mein kleiner Zeh leider hinter einer Leitöse hängen – sein neuer Winkel sieht nicht besonders schön aus.

Tag 6 – Aarhus mit Hindernissen (22/VIII)

Ordentlich Tape, eine Ladung Diclo und die liebvolle Pflege von Daniel&Robbi haben mich gut schlafen lassen, und mit einem guten Frühstück sieht die Welt doch gleich viel besser aus.

Gemeinsam genießen wir den Vormittag auf Ingeborg, dann trennen sich unsere Wege: Ich lege meinen Fuß hoch, Robbi&Daniel stromern durch die City und Lars&Martin besuchen das ARoS Aarhus Art Museum. Es wurde 2004 eröffnet und ist eines der größten Kunstmuseen seiner Art in Nordeuropa. Es beherbergt eine umfangreiche Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst, aber auch Werke aus dem goldenen Zeitalter und der Skagener Maler. Für viele ist allein die Architektur des Museums schon sehenswert, ein Rundgang über den farbigen Glasgang auf dem Dach bietet Ausblicke auf die Stadtteile und, je nach Tageszeit, ein interessantes Farbenspiel.

Abends begleite ich dann alle in die Stadt, in einem kleinen bretonischen Restaurant gibt es gutes Abendessen und eine sehr unfreundliche Bedienung.

Tag 7 – Ruhe vor dem Sturm (23/VIII)

Heute macht jeder etwas für sich, das beginnt schon mit dem, nach Booten getrennten, Frühstück. Während ich das Boot aufklare, machen sich Robbi&Daniel auf den Weg in die Stadt, dann läuft aber wieder jeder seiner Wege.

Aarhus hat den Ruf, die dänische Musikstadt schlechthin zu sein, da kann ich ja in Ruhe auf Ingeborg sitzen und Gitarre üben. Nachmittags treffen wir drei uns zum Einkauf wieder, und machen gemeinsam das Boot etwas sauber.

Während ich unter den wachsamen Augen von Hjalmar das Abendessen vorbereite, knotet Daniel die letzten beiden Türkenbunde um den Schotbügel vom Besan. Heute Abend bleiben wir auch unter uns, denn Lars&Martin sind auf einer Party.

Tag 8 – Sturm und Regen (24/VIII)

Heute sollte nicht nur der Sturm am stärksten werden, in den Wetterprognosen war auch eine Gewitterfront zu sehen, die sich langsam auf ganz Jylland zu bewegte. Die vergangenen Tage lagen wir gut geschützt und hatten vom Sturm nicht so viel mitbekommen; nur die gut vertäuten Fischerboote zeugten von schwerer See und schlechtem Wetter vor dem Hafen.

Jetzt hatte der Wind aber leicht gedreht und so fühlten wir schon vormittags die ersten Böen. Gemeinsam bringen wir weitere Leinen aus und legen auch nochmal die Fender um, dann machen sich Martin, Robbi und Daniel auf den Weg in die Stadt. Während sie einen Abstecher zur Dannebrog, der königlichen Yacht, machen, halten Lars und ich Sturmwache an Bord.

Ein paar Mal justieren wir die Festmacher und bringen auch noch einen weiteren aus, dann ist der Spuk fast von einem zum anderen Augenblick vorbei – die Sonne scheint, und die Boote wiegen sich sanft im Hafen; kein Vergleich zu dem Pfeifen in den Riggs und den schlagenden Segeln nur kurz vorher.

Bei bestem Wetter plündern wir den uns bekannten Fischladen und heißen Alex Willkommen, er wird ab Morgen anstelle von Martin mit Lars auf der Songlines segeln. Gemeinsam genießen wir den Abend an Bord, dann kommt die angesagte Front: Der Regen peitscht waagerecht über den Hafen und mischt sich mit Hagel. Blitze zucken über den Himmel und erleuchten die Szenerie. Das Wasser kann gar nicht so schnell ablaufen, wie es von oben kommt, und wir sind froh, alle Luken rechtzeitig geschlossen zu haben.

Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei. Der Hafen liegt still im Mondlicht, und die alten Boote des Holzboothafens wiegen sich leicht in den sanften Wellen – nur die zu kleinen Haufen von Eis zusammen gewehten Hagelkörner zeugen von dem gerade Erlebten.

Tag 9 – Wieder zu zweit (25/VIII)

Am Mittag verlassen uns Martin und Daniel (leider auch unser lieb gewonnener Bord-Bär Hjalmar) in Alex Auto Richtung Deutschland – Robbi und ich sind wieder alleine auf Ingeborg. Es waren super schöne Tage zu dritt, Tage, in denen wir das Boot und seine Möglichkeiten ganz anders erleben konnten: Zu dritt hat man einfach zwei Hände mehr, Hilfe bei den Manövern und der täglichen Arbeit an Bord. Man bekommt aber auch ein weiteres Feedback; in seiner ruhigen und sehr einfühlsamen Art zeigte Daniel uns auch unsere Schwächen im Umgang untereinander während der Manöver auf.

Den Vormittag über ist das Wetter sehr viel freundlicher geworden, und so machen wir uns am frühen Nachmittag auf den Weg nach Osten – Lars&Alex segeln mit Songlines Richtung Tunø, für Ingeborg, Robbi und mich geht es Richtung Ebeltoft.

Obwohl der Wind stark abgeflaut ist, wir haben einen frischen Südwest mit 5-6Bft., setzen wir nur die Fock und lassen uns ziehen – bei halbem Wind geht es zügig nach Osten. Auf der Bucht steht allerdings noch eine ziemliche Welle, und da das Vorsegel zu klein ist, um das Boot genug zu stabilisieren, werden wir auf der Aarhus Bugt gut durchgeschüttelt.

Gegen 18Uhr passieren wir Sletterhage Fyr, und die nächsten Meilen, bis wir endgültig um Helgenæs herum sind, werden noch einmal eklig: Im weiter abflauenden Wind und mit der Welle von achtern, rollt unsere Dicke hin und her.

Kaum sind wir aber hinter der Landabdeckung, wird die See fast spiegelglatt, und so kann ich auf den letzten Meilen bis zu unserem Ziel sogar schon das Abendessen kochen.

Gesamtstrecke: 21.43 NM
Durchschnittsgeschwindigkeit: 4.75 knots
Gesamtzeit: 05:09:15

Um 20:30Uhr erreichen wir Ebeltoft und machen im Fregathavn fest. Wir haben reichlich Auswahl an freien Plätzen und so legen wir uns an die Südmole – das Verlassen des Hafens wird dann zwar etwas schwieriger, aber wir haben guten Schutz vor dem angekündigten Regen und Starkwind aus Südwest.

Ebeltoft ist immer einen Besuch wert – für einen Einblick in die Stadt uns ihre Geschichte guckt gerne in den Eintrag zu unserem letzten Besuch: Sommertörn ’22 – II

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