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Von LOTTE zu INGEBORG

Als wir 2021 auf unserem letzten Sommertörn mit LOTTE waren, gab es so manchen Kommentar: „Ihr wollt Lotte verkaufen?“, „Hört Ihr mit dem Segeln auf?“, „Ihr und Lotte gehört doch zusammen.“ oder sogar „Lotte und ihr, dass war in den letzten Jahren die einzige Konstante in meinem Leben.“

Wie konnte es dazu kommen?

Lange konnten wir uns nicht vorstellen, dass wir irgendwann mal ein anderes Boot als LOTTE segeln würden. Auch wenn wir in den letzten Jahren sehr oft an die Grenzen des Folkeboots gestoßen sind, nicht die seglerischen, sondern eher die saisonalen, so haben wir uns doch immer sehr wohl gefühlt. Für uns ging die Segelsaison auch auf dem Folkeboot vom 1. April bis zum 31. Oktober – und wir waren fast jedes Wochenende dazwischen an Bord.

Natürlich gab es in den letzten Jahren immer ein paar Annehmlichkeiten die wir gerne an Bord gehabt hätten – zum Beispiel eine Heizung oder eine Koje, die nicht auf- und abgebaut werden muss – aber es waren nie mehr als Träumereien.

Eine dieser Träumereien, zumindest von mir, war INGEBORG, ein Traum aus Holz und seit Jahren zu verkaufen.

Im Frühjahr 2019 machten wir uns auf den Weg, um Freunden im Egernsund beim Kranen zu helfen. Auf dem Törn dorthin telefonierte ich mit Lars und ahnte noch nicht, was ich mit der harmlosen Aussage „Wir segeln nach Toft (…) dort liegt ja auch mein Traumschiff.“ auslösen würde. Wir hatten gerade mit unseren Freunden den Mast gestellt, da tauchten Lars&Martin im Hafen auf: „Wir sind bei Jörg und Ingeborg auf der Ingeborg zum Kaffee eingeladen und ihr kommt mit.“

Im Laufe des netten Nachmittags, bei dem uns schon mal das halbe Boot gezeigt wurde, versuchte Lars die beiden von uns als mögliche Nachfolger zu begeistern. So war der Samen gesetzt und langsam konnte die Frucht reifen; im Januar 2021 telefonierten wir mit Jörg&Ingeborg und die Sache nahm Fahrt auf.

Während der Frühling einkehrte, wurden die Telefonate häufiger und endlich waren auch die Grenzen nach Dänemark wieder offen – wir verabredeten uns an Bord.

Robbi und Jörg durchstöberten jede Ecke des Bootes, ich erfuhr von Ingeborg allerlei aus der Bauzeit und den ersten Jahren in Marstal. Nach Stunden, wir waren schon bei der Verabschiedung, erzählte Ingeborg zum Thema Folkeboot, dass Anfang der 90er mal ein Hamburger Arzt mit seinem Freund an Bord war. Die beiden waren auf einem Folkeboot unterwegs.

Wir verabschiedeten uns und fuhren nach Hause, die letzte Geschichte lies mich aber nicht in Ruhe. Am Abend stöberte ich in den alten Logbüchern meines Onkels und siehe da: Zum Beginn von LOTTEs Sommertörn 1992 war er auf INGEBORG.

(zur Erklärung: Die Vorbesitzer von LOTTE, Peter und Antje Sparboom, hatten die Danske Jagt ANNE MARI gekauft und zur feierlichen Übernahme waren einige von Ebbes Booten nach Høruphav gekommen.)

Logbuch von Thomas Pfannkuche, Folkeboot LOTTE – Sommer 1992

Kurz vor Ende des Sommertörns, der LOTTE über die schwedische Küste nach Bornholm und Rügen geführt hatte, beschreibt mein Onkel dann das von Ingeborg erinnerte Treffen.

Logbuch von Thomas Pfannkuche, Folkeboot LOTTE – Sommer 1992
Logbuch von Thomas Pfannkuche, Folkeboot LOTTE – Sommer 1992

Nach dem Lesen dieser Zeilen telefonierten wir sofort mit Jörg&Ingeborg und uns war allen klar: Auch wenn man nicht an Schicksal glaubt, an diesem Wochenende wurde zusammen geführt, was zusammen gehört.

Bevor wir allerdings INGEBORG übernehmen konnten, mussten wir erstmal gute Hände für LOTTE finden. Auch da brachte uns der Zufall Glück und so wechselten wir im Herbst 2021 vom Folkeboot auf einen Bornholmer Lachskutter.

2 Kommentare

  • Hans-Georg

    Ich bekam eine Gänsehaut als ich las, das Thomas und Albrecht mal auf dem Schiff gewesen sind. Ich sag ja immer: Alles was irgendwie mit Seefahrt zu tun hat, hat einen mystischen Hintergrund. Es muss ein schönes Gefühl für dich sein zu wissen, dass Thomas dieses Schiff kannte. Er hat, wo immer er auch sein mag, sicher nichts dagegen, dass ihr jetzt Eigner der „Ingeborg“ seid und „Lotte“ verkauft habt. Ein Kreis schliesst sich.

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